Das aktuell aufwändigste Projekt ist eine sog. „Barncaster“ für einen Kunden aus der Nähe von Mannheim. Eine Barncaster wird ursprünglich aus altem, verrotteten Holz gefertigt (meist von baufälligen Getreide- bzw Baumwoll-Schuppen ( barn (engl.) = Schuppen). In der Regel kommt bis heute in den Südstaaten dafür Southern Pine (Pinienholz) als Bauholz zum Einsatz.
Heutzutage nennt man das auch gerne „reclaimed wood“ oder „upcycling“.
Zudem kamen schon in den 60ern und 70ern findige (und meist arme) Musiker auf den Gedanken altes Eichenholz von ausgedienten Whiskeyfässern für ihre Gitarren zu verwenden.
Daraus entstanden dann einfachste aber sehr charaktervolle Instrumente, die ein echtes Bluesfeeling und eine ganz spezielle Ausstrahlung haben.
Da es in unseren Breiten keine Schuppen oder Scheuern mit Pinienholzfassaden gibt und ausgediente Eichenfässer auch eher schwieriger zu bekommen sind,… musste ich auf neues Holz zurückgreifen und das dann dementsprechend bearbeiten. Selbstverständlich bin ich bei dem Mix aus Pinie und Eiche für den Gitarrenbody geblieben. Der Hals ist aus Ahorn.
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Burn motherf***r
Zur Bearbeitung der Hölzer nutze ich eine alte japanische Technik mit dem Namen
„Shou Sugi Ban“.
Hierbei wird Holz mit Feuer gezielt verbrannt. Das Abflammen versiegelt das Holz und konserviert so behandelte Hölzer (z.B. Hausfassaden) zum Teil über Jahrhunderte. Auch für Messer und Schwertgriffe wurde es schon zu Zeiten der Samurai eingesetzt.
Je nach Verbrennungsgrad lässt sich damit die Maserung besonders hervorheben und auch „färben“. Das Verbrennen verleiht dem Holz eine sehr harte Struktur, macht es weitgehend resistent gegen Umwelteinflüsse und sorgt gleichfalls für einen starken Vintage-Charakter. In Verbindung mit einer Nachbehandlung mittels Stahl- und Messingbürsten wird es zudem äußerst dekorativ…
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Alt und verratzt. Oder neudeutsch: Aging
Um einen homogenen Gesamteindruck zu erzielen, wurden selbstverständlich auch alle Metallteile einem beschleunigten Alterungsprozess mittels Salzsäure, Eisenoxid… aber auch alten Techniken wie einem Essigsäuresud unterzogen. Das Ergebnis ist verblüffend. Klar, man muss das mögen… aber für dieses Projekt ist es meiner Ansicht nach passend. Und Spaß hat es allemal gemacht.
Galerie
Hier seht Ihr einige Werkstattbilder aus dem Entstehungsprozess dieser ungewöhnlichen Gitarre.
Ulrich Sixt
Seehalde 29
71364 Winnenden
0171-2621368
u.sixt@usg-fineinstruments.de